Bryonia alba, Weiße Zaunrübe

Bryonia alba stammt ursprünglich aus Süd-, Südosteuropa, bis in den Iran , bei uns wurde die unscheinbar weiß blühende Pflanze aber auch eingebürgert.

Wie der Name verrät, rankt die Zaunrübe gerne an Hecken und Gebüschrändern, wobei sie spiralig mit unverzweigten Ranken schnell nach oben klettert, um evtl. dann plötzlich die Richtung zu ändern. Sie besitzt große, fünffingrige Blätter, die sehr stachelig, spitzig, zwischen denen sich die weißen, grüngeäderten Blüten ein bißchen verloren ausnehmen. Die Früchte sind schwarz und sehr giftig, wie auch die rübenförmige Wurzel (volkstümlicher Name: “Gichtrübe”). Die enthaltenen Gifte sind v.a. Cucurbitacine und ihre Glycoside sowie Triterpene; schon wenige Früchte verursachen Brennen im Mund, Erbrechen und Magenbeschwerden, es folgen blutige Durchfälle, Krämpfe und der Tod durch Atemlähmung, Nierenversagen.Auch zersetzen die Gifte die körpereigenen Zellen. Früher setzte man Bryonia gerne als Abführmittel ein, auch im Zusammenhang mit Gicht (Körper entgiften). Überdosierung ist aber eine große Gefahr! Wegen der starken Toxizität wird die Pflanze außerhalb der Homöopathie nicht mehr medizinisch genutzt.

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In der Homöopathie allerdings ist Bryonia ein wichtiges Mittel.

Die brennende, austrocknende Wirkung des Giftes bedeutet für den Homöopathen, dass sich Bryonia v.a. empfiehlt bei Beschwerden der Schleimhäute, v.a. Trockenheit -> Reizhusten. Charakteristisch sind die Symptome gepaart mit großem Durst auf kaltes Wasser.

Als traditionell gebräuchliches Rheumamittel verwenden wir Bryonia alba, wenn der Patient sich nicht gern bewegen will bzw. Bewegung zu einer außergewöhnlichen Verschlimmerung führt.

Auffällig ist, dass der Bryonia-Patient leichte Berührung scheut, starker Druck aber die Schmerzen (stechend, durchbohrend und pulsierend) lindert.

Weil der Wurzelsaft durch seine zersetzende Wirkung auf der Haut Blasenbildung hervorruft, wird es homöopathisch für (unterdrückte) Hautausschläge verwendet.

Aber interessant ist Bryonia auch auf der Gemütsebene. Man gibt es Menschen, die sehr gewinnorientiert, zielbewußt am materiellen Wohlstand interessiert sind. Angst vor Armut, vor ungesicherter Zukunft sind ein deutlicher Hinweis auf diese Pflanze. In einem meiner Lieblings-Nachschlagewerke, Frans Vermeulens Synoptischer Materia Medica (Emryss bv Verlag, 2006), weist der Autor jedem homöopathischen Mittel ein Zitat zu. Bei Bryonia alba steht da:

Arbeit ist kein Fluch, es ist das Vorrecht der Intelligenz, das einzige Mittel zum Menschsein, und der Maßstab der Zivilisation. (Calvin Coolidge)